Hans, 10.03.2015
Ihr Name ist Charlotte. Nach unserem ersten Treffen auf der Brücke hinter Trinity Hall ging sie mir nicht mehr aus dem Kopf. Ihre muskulösen Schultern und die Angst in ihrem Gesicht liessen mich nicht mehr los. Ich fragte mich, woher ihre Entschlossenheit kam und warum sie so interessiert daran war, dieses Verbrechen, wovon ich nicht einmal wusste, um was es ging, aufzuklären. Die Polizei könne nicht helfen, meinte Alex. Aber ich schon? Als einfacher Waise aus Deutschland? Das kam mir seltsam vor.
Aber jetzt macht alles Sinn. Charlotte ist zerbrechlich und ich muss sie beschützen, ihr Halt geben. Doch wie, wenn ich selber keinen habe?
Als wir uns am Morgen vor meinem Boxkampf auf dem Dach des Colleges über dem Kapellenhof trafen, wusste ich nicht, was ich denken sollte. Ich musste dauernd darüber nachgrübeln, wie verletzt sie ausgesehen hat, als sie mir von der Vergewaltigung erzählte und ich fragte mich, was das für uns bedeuten könnte. Es fiel mir dabei schwer, mich in sie hineinzuversetzen und ich wusste nicht genau, wie ich reagieren sollte, da ich mit einer solchen Situation noch nie konfrontiert wurde. Gleichzeitig wurde ich sehr wütend, so wütend habe ich mich das letzte mal nach dem Tod meiner Eltern gefühlt. Damals war es zwar eine andere Art von Wut, eine gegen mich selbst gerichtete, doch das Gefühl war das gleiche.
Später liefen wir zusammen zu der Halle, in welcher der Boxkampf stattfand. Als ich ihren Arm streichelte, zuckte sie plötzlich zusammen, als ich eine Stelle unter ihrem Ellenbogen berührte. Ich schob ihren Ärmel hoch und musste ihren Arm festhalten, da sie ihn wegziehen wollte. Ich sah den tiefen Schnitt auf ihrem linken Unterarm und war geschockt. Ich wusste, dass dieser Schnitt mit einer Rasierklinge gemacht wurde. Daran, dass sie sich selber verletzen könnte, habe ich bis jetzt nie gedacht. Ich ahnte nicht, dass es so ernst war. Ich war komplett überfordert in diesem Moment und mir schossen viele Gedanken durch den Kopf. Ich fühlte mich unsicher und zweifelte an mir selbst, fragte mich, ob ich etwas dafür kann und was ich anders hätte tun sollen. Ich schaute sie an, ihr liefen Tränen über das Gesicht. Nachdem sie zu mir gesagt hat, dass sie nicht mehr könne, machte ich mir zum ersten Mal richtig Sorgen um sie. Ich wollte sie nicht verlieren, also musste ich in diesem Moment stark sein für uns beide. Ich dachte daran, wie ich mein ganzes Leben lang fortgelaufen bin. Das wollte ich ändern, ich entschied mich dazu, für heute nicht fortzulaufen. Es klingt so einfach, in Wirklichkeit ist es ganz anders. Doch ich versuche es, ich will es, also kann ich es auch erreichen.
Ich merke, wie gut es mir tut, über meine Erfahrungen und vor allem über sie zu schreiben. Ich kann loswerden, was mir im Kopf hängt und meinen Gedanken freien Lauf lassen. Ich vergesse immer so schnell die Zeit beim Schreiben. Wie auch in jeder vielen anderen Nächten hat Charlotte mir den Schlaf geraubt, denn draussen bricht der Tag an.
Aber jetzt macht alles Sinn. Charlotte ist zerbrechlich und ich muss sie beschützen, ihr Halt geben. Doch wie, wenn ich selber keinen habe?
Als wir uns am Morgen vor meinem Boxkampf auf dem Dach des Colleges über dem Kapellenhof trafen, wusste ich nicht, was ich denken sollte. Ich musste dauernd darüber nachgrübeln, wie verletzt sie ausgesehen hat, als sie mir von der Vergewaltigung erzählte und ich fragte mich, was das für uns bedeuten könnte. Es fiel mir dabei schwer, mich in sie hineinzuversetzen und ich wusste nicht genau, wie ich reagieren sollte, da ich mit einer solchen Situation noch nie konfrontiert wurde. Gleichzeitig wurde ich sehr wütend, so wütend habe ich mich das letzte mal nach dem Tod meiner Eltern gefühlt. Damals war es zwar eine andere Art von Wut, eine gegen mich selbst gerichtete, doch das Gefühl war das gleiche.
Später liefen wir zusammen zu der Halle, in welcher der Boxkampf stattfand. Als ich ihren Arm streichelte, zuckte sie plötzlich zusammen, als ich eine Stelle unter ihrem Ellenbogen berührte. Ich schob ihren Ärmel hoch und musste ihren Arm festhalten, da sie ihn wegziehen wollte. Ich sah den tiefen Schnitt auf ihrem linken Unterarm und war geschockt. Ich wusste, dass dieser Schnitt mit einer Rasierklinge gemacht wurde. Daran, dass sie sich selber verletzen könnte, habe ich bis jetzt nie gedacht. Ich ahnte nicht, dass es so ernst war. Ich war komplett überfordert in diesem Moment und mir schossen viele Gedanken durch den Kopf. Ich fühlte mich unsicher und zweifelte an mir selbst, fragte mich, ob ich etwas dafür kann und was ich anders hätte tun sollen. Ich schaute sie an, ihr liefen Tränen über das Gesicht. Nachdem sie zu mir gesagt hat, dass sie nicht mehr könne, machte ich mir zum ersten Mal richtig Sorgen um sie. Ich wollte sie nicht verlieren, also musste ich in diesem Moment stark sein für uns beide. Ich dachte daran, wie ich mein ganzes Leben lang fortgelaufen bin. Das wollte ich ändern, ich entschied mich dazu, für heute nicht fortzulaufen. Es klingt so einfach, in Wirklichkeit ist es ganz anders. Doch ich versuche es, ich will es, also kann ich es auch erreichen.
Ich merke, wie gut es mir tut, über meine Erfahrungen und vor allem über sie zu schreiben. Ich kann loswerden, was mir im Kopf hängt und meinen Gedanken freien Lauf lassen. Ich vergesse immer so schnell die Zeit beim Schreiben. Wie auch in jeder vielen anderen Nächten hat Charlotte mir den Schlaf geraubt, denn draussen bricht der Tag an.